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Was geht, geht gemeinsam: Marla in der Schule

01 [640x480] [].jpgIm vierten Lebensjahr begannen die ersten UK-Schritte mit Fotokarten, Step-by-step (Sbs) und Taster. Zwei  Jahre später mit Symbolkarten und dem Sprachausgabegerät MightyMo, sowie Erfahrungen mit div. PC-Programmen.
Durch die große Unterstützung unserer Kita-Erzieherin Kirsten Hanko und UK-Therapeutin Stefanie Tegeler (vgl. Unterstützte Kommunikation 3/2007, „UK in Frühförderung und Kindergarten“) waren wir von Anfang an auf einem guten Weg.

 

 

02 [640x480] [].jpgDie Schuleingangsuntersuchung wurde von Marie Just (Beratungslehrerin für UK und  ISAAC-Referentin) der Schule am Knieberg mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung (GE) und einer hinzugezogenen  Förderschullehrerin mit dem Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (KME) in Lüneburg durchgeführt. Plötzlich hatten wir mehrere Alternativen: GE oder KME, jeweils mit der Möglichkeit zur Kooperation mit einer Regelgrundschulklasse in deren Schulgebäude. Nach einem überaus produktiven und zielgerichteten Prozess mit der Förderkommission waren alle mit folgender Lösung zufrieden: Marla kam in eine KME-Klasse, die mit einer gleichaltrigen Partnerklasse kooperierte. Das Motto der Schule: „Was geht, geht gemeinsam“!

04 [640x480] [].JPGDiese Art der Beschulung  (Kooperation Förderschule mit Regelschule) wird seit über 20 Jahren praktiziert und ist für Marla die geeignete Schulform gewesen. Ich hätte ihre hohe Sozialkompetenz und die Fähigkeit lesen, schreiben, rechnen und Englisch zu lernen, früher nie für möglich gehalten. Dank der Kooperation hatte sie viel Kontakt mit Gleichaltrigen und konnte mit ihnen gemeinsam lernen,  spielen, albern und sprechen. 

05 [640x480] [].JPGSo arbeiteten die Kinder in den Fächern Sachunterricht, Sport, Musik, Textiles Gestalten und Religion zusammen und verbrachten das Frühstück ebenfalls gemeinsam. Die Klasse bestand in diesen Fächern aus 26 Kindern, wovon Marla sehr profitierte. Sie war als gleichwertiges Mitglied in der Klasse anerkannt, wurde in das Unterrichtsgeschehen eingebunden und in der Gruppenarbeit gern als Partnerin  ausgewählt. Durch die Unterstützte Kommunikation und die lautsprachliche Ausgabe des Talkers hatten die Kinder nach kurzer Zeit die Scheu vor dem Nicht-Sprechen verloren. Anfangs war es für sie schwer mit Marla in Kontakt zu treten. Doch Dank Marlas Beharrlichkeit und durch  regelmäßige Erklärungen des Schulbegleiters wurde diese Barriere immer kleiner. 

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Die Kinder schauten Marla gern über die Schulter, wenn sie mit dem Talker arbeitete, redeten mit ihr über den Talker und wussten, dass eine Antwort auch mal ein bisschen länger dauern kann. So warteten sie geduldig auf ihre Reaktion, auch wenn es schon zur Pause klingelte. Oder die Lehrkraft füllte die entstehende Lücke für die anderen Schüler: „Während Marla auswählt, frage ich dich schon mal etwas anderes“. Das kam aber immer seltener vor, weil sich Marla ungern die Butter vom Brot nehmen lässt.

Die Notwendigk06 [640x480] [].JPGeit eines Schulbegleiters mit UK-Kenntnissen war für uns Grundvoraussetzung. Glücklicherweise war Christian Hirsch bereit, die Aufgabe als Kommunikationsassistent zu übernehmen. Zusammen mit Vertretern der Schule und des Landkreises war die Kostenübernahme durch das persönliche Budget in einem Hilfeplangespräch erfolgreich diskutiert und anerkannt worden.

C08 [640x480] [].JPGhristian Hirsch begleitete Marla gemäß der Zielvereinbarung während der gesamten Unterrichtszeit. Eine Nachbereitungsstunde zur Aufbereitung der Hausaufgaben und Vorbereitung von Unterrichtsmaterial war uns zusätzlich bewilligt worden. 
Die ganze Grundschulzeit über wurde Marla von ihm unterstützt. Er half individuell und bedarfsgerecht bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen:

03 [640x480] [].jpg-Strukturierung des Schulalltags (Essens-/Erholungspausen)
-Lagerung, hygienische und medizinische Versorgung, Ortswechsel
-Bereitstellung der benötigten Hilfsmittel
-Aktualisierung der Kommunikationshilfen
-Unterstützung bei der Bedienung von Kommunikationshilfen
-Dolmetschen aller Zeichen und Äußerungen
-Anleitung und Begleitung von Mitschülern zum aktiven direkten Umgang mit Marla
-Informationsträger zwischen Schule und Elternhaus (z.B. Hausaufgaben)  

 

10 [640x480] [].jpgChristian Hirsch unterstützte Marla pflegerisch und bei allen motorischen und kommunikativen Prozessen. Den Anforderungen eines jeden Unterrichtsfaches musste er flexibel gerecht werden, indem er für Marla Symbole, Arbeitsblätter, Laptop, MoMo, Sbs, Talker bereitstellte und bei der Bedienung half. Er kümmerte sich um eine gute Arbeitsposition und begleitete die Partnerarbeit.


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Er assistierte, wenn sie montags mit Hilfe von Symbolen und Sbs im großen Morgenkreis allen Kindern, sowohl der eigenen Klasse als auch aus der Koop-Klasse, vom Wochenende erzählte. Beim Rechnen und Schreiben stützte er sie (FC), damit Marla das Ergebnis auf dem MightyMo oder Touchscree Laptop leichter treffen konnte. 

 

13 [640x480] [].jpgArbeitsblätter wurden laminiert und in doppelter Ausfertigung kopiert (durch Zerschneiden des zweiten Arbeitsblattes konnte Marla per Handauswahl aus mehreren Alternativen auswählen). Sie wurde, wie alle anderen auch, ins Geschehen eingebunden.  


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Die Kunst der Kommunikationsassistenz liegt darin, dem Kind genügend Raum für die Selbstständigkeit zu geben und gleichermaßen permanent als Übersetzer zufungieren, ohne selbst zu sehr in den Vordergrund  zu treten und somit das Kind möglicherweise abzuschotten. In unserem Falle ist das gelungen. So hat Marla eine beste Freundin in der Klasse gefunden. Sie ergänzen sich auf eine wunderbare Art und Weise. Was die Eine nicht kann, kann die Andere. Die ersten Buchstaben und Zahlen wurden noch mit Hilfe von großen Stempeln, die Marla gut greifen konnte, gestempelt. So konnte Marla haptisch Erfahrungen mit den Zeichen sammeln. Als die Anforderungen größer wurden, lernte Marla zunehmend  mit Notebook oder Talker zu schreiben.

14 [640x480] [].JPGDa die Hände immer öfter in ihren Stereotypien gefangen sind, besuchten wir mit Christian Hirsch mehrere FC-Fortbildungen und wenden diese Technik seither täglich an. Die ständige Jonglage zwischen Führen und Stützen bei jeder Handlung erfordert viel Übung, Flexibilität und Aufmerksamkeit.  

 

16 [640x480] [].JPGAus diesem Grund haben Christian Hirsch und ich das MoMo Board entwickelt. Ein Brett mit acht Tasten, das um zweimal vier Tasten (also auf bis zu 16 Tasten) erweiterbar ist. Die Tastengröße von 73 x 73 mm maximiert die Treffsicherheit und garantiert somit bessere Ergebnisse. Die Flexibilität durch sekundenschnelles Umprogrammieren ist sehr hoch.  Die ausgelösten Tastenfelder (Symbole, Zahlen, Buchstaben,  Silben usw.) können in Form von Silben und Worten, Sätzen, Zahlen und Rechnungen auf dem Bildschirm  (Laptop/PC) angezeigt und sprachlich wiedergegeben werden.
Als die Oberfläche des Sprachausgabegerätes mit seinen 15 Symbolfeldern beim Schreiben nicht mehr ausreichte, stießen wir auf "Lernen mit Lennart“. 


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Sowohl für MoMo, als auch für Windows gesteuerte Sprachausgabegeräte (z.B.Tobii) haben wir dieses System adaptiert. Mit sechs bis acht Tastenfeldern (z.B. Farben) kann man sämtliche Buchstaben und Zahlen abrufen. Dadurch war es Marla möglich, das komplette Alphabet zu nutzen und ganze Wörter zu schreiben. Bald schrieb sie ganze Sätze oder auch kurze Texte mit Hilfe des Notebooks und des „Lennart-Programms“.

19 [640x480] [].jpgFür selbstständige Beschäftigungsmöglichkeiten und Spielmöglichkeiten mit anderen haben wir folgende Programme entwickelt:

CobuS: Mit nur zwei Tastern, einem Touchscreen oder Augensteuerung können Bilderbücher,  Musik, Spiele, Filme oder Fotos aufgerufen und abgespielt werden.
Me
morix: Ein Memory mit folgenden Paarungsmöglichkeiten: Bild/Bild, Bild/Text oder Foto/Symbol.
Jukebox: Eine Musikbibliothek. 

 
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Seit Oktober 2010 wurde für Marla die Kommunikation einfacher: Durch ein Sprachausgabegerät mit Augensteuerung (Tobii). Es ist nicht mehr jede Auswahl mit einem motorischen Kraftakt verbunden. Die Navigation ist leichter und die Kommunikation schneller. Wir denken ja auch nicht darüber nach wie wir etwas sagen wollen, sondern was wir sagen wollen.
Eine Schullaufbahn ohne Schulbegleiter/ Kommunikationsassistent wäre für sie und uns undenkbar. Nur mit Hilfe der permanenten Begleitung können die Nachteile (die sich aus Marlas schwerer motorischer und kommunikativer Behinderung, den vorliegenden Bedingungen, Strukturen und den daraus resultierenden besonderen Bedürfnissen ergeben) ausgeglichen werden.

 

 

 

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