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Inklusion in der Praxis: Kathrin Lemlers Besuch in einer Lüneburger Grundschule



Kathrin Lemler, 26 Jahre alt, kann nicht sprechen - so wie unsere Frauen und Kinder mit Rett-Syndrom. Sie kommuniziert über eine Buchstabentafel und den Tobii. Dass sie es damit bis in die Uni geschafft hat, ist für viele ein Wunder. Immerhin sitzt sie im Rollstuhl, verfügt über nicht ausreichende Handfunktionen und spricht nicht. Trotz all dem studiert sie Erziehungswissenschaften an der Uni Köln, ist in der „UK Szene“ nicht nur als Isaac Mitglied bekannt, sondern bereits seit 2008 als Korreferentin unterwegs. Wer Kathrin kennenlernt, ist augenblicklich von ihrer konzentrierten und fröhlichen Art begeistert. Ihr/e persönliche/r Assistent/in ist stets an ihrer Seite und „übersetzt“ die Kopfbewegungen von Kathrin, die einer Buchstabenanordnung folgen.

Mit der Methode der Buchstabentafel kann sie schnell und ohne technische Hilfsmittel „sprechen“. Zwei Kopfbewegungen sind notwendig um einen Buchstaben aus dem Alphabet zu bestimmen. Bei einem ganzen Satz werden das ziemlich viele Kopfbewegungen.

Kathrin Lemler war als Referentin in die Grundschule Hasenburger Berg geladen, um in der Klasse 4a/k einen Vortrag  über die „Kommunikation nichtsprechender Menschen“ zu halten. Sie referierte über den Augen gesteuerten Tobii und beantwortete die Fragen mit Kopfbewegungen, die David (ihr Assistent) buchstabierte und zusammensetzte. Einleitend zu ihrem Vortrag fragte sie die Kinder, ob sie wüssten, wie nicht sprechende Menschen kommunizieren können? Viele Schüler meldeten sich sofort und zählten die Hilfsmittel auf, mit denen ihre Mitschülerin Marla kommuniziert.

Ein Schüler fragte: "Wie fühlt es sich als behinderter Mensch an?" Kathrin berichtete über Schwierigkeiten im Alltag, vor allem aber darüber, dass ihre Mitmenschen immer glauben, nur weil man nicht spricht und im Rollstuhl sitzt, man auch nicht denken könne!

Um nun die Methode der Kommunikation mit der Buchstabentafel nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zu vermitteln, sollten die Schüler die Anleitung durchlesen und in Zweierteams anwenden. „Das war ganz schön anstrengend, aber auch toll….“ „Man muss sich ganz schön konzentrieren und geduldig sein…“ „Das hat ganz viel Spaß gemacht…“. „Es ist schwer und dauert sehr lange bis man etwas gesagt hat…“ lauteten die Antworten der Schüler und Schülerinnen, als nach 15 Minuten Übung Kathrin nachfragte. Viele Schüler mussten erst einmal das Prinzip verstehen, dann umdenken lernen und letztlich entweder als „der Sprechende“ oder „der Lesende“ passende Worte finden.

Mit viel Applaus und großem Dankeschön wurden Kathrin und David verabschiedet! Wir danken Dir für diesen tollen Vormittag! Ein kleiner Schritt zur Inklusion? Immerhin konnten viele Schüler einen Moment lang als nicht sprechender Mensch fühlen und kommunizieren lernen, was letztlich den Mitschülern zugutekommt, die mit Handikap am normalen Schulalltag teilnehmen. Und Eines steht fest: Zum Schulwechsel unserer Tochter Marla in die Klasse 5 werden wir Kathrin wieder fragen, ob sie in der neuen Schule ebenfalls einen Vortrag halten möchte.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von Kathrin Lemler.

Barbara Bloch

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