Wie fange ich bloß an?
Viele Menschen geben auf, sich mitzuteilen, weil sie keinen Weg sehen, verstanden zu werden
Kommunikation ist ein Prozess, der immer mehr als einen Menschen betrifft. Unterstützte Kommunikation braucht ein Team, das gemeinsam versucht, eine Umgebung zu schaffen, die es einem Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigung erleichtert, sich auszudrücken.
Einfühlend zuhören - Gelegenheit geben - Zeit investieren - zur Kommunikation ermuntern
Praktische Hinweise für die Kommunikation mit einem Menschen ohne Lautsprache
- Im ersten Schritt ist es nötig herauszufinden, wie denn dieser Mensch versucht, mit anderen zu kommunizieren: Über Augen, Gesten, Laute,... schwer körperlich beeinträchtigen Menschen bleibt oft nur Atmung und Muskelspannung, um sich auszudrücken. Hat der Mensch ein Zeichen für Ja/Nein?
Alle vorhandenen Kommunikationsformen sollen unterstützt, aber keinesfalls ersetzt werden.
- Aufmerksames Wahrnehmen und Spiegeln von kommunikativen Signalen (Mimik, Laute, Bewegung...), Verwendung derselben Sprache, z.B. selber auch während des Sprechens auf Symbole zeigen oder Gebärden verwenden.
- Wiederholen/ Interpretieren des Gehörten: Hab ich das richtig verstanden, du willst mir sagen, dass...
- Fragen so stellen, dass Antworten für die Person möglich sind. Achtung: Nicht immer ist die Bedeutung von Ja und Nein vorhanden!
- Die Sprachlosigkeit einer Person führt oft dazu, dass diese Person selten angesprochen wird. Dem entgegenwirken, viel sprachlich begleiten!
Woran kann es liegen, dass die Kommunikation mit einem Menschen nicht oder nur unbefriedigend funktioniert?
Zu wenig Zeit | keine Möglichkeiten/Hilfen, sich auszudrücken | Einstellung der Bezugspersonen | mangelndes Wissen über Unterstützte Kommunikation| eingefahrene Praktiken | Frustration | mangelnde Gelegenheiten
- Welche Faktoren treffen zu? Wo kann man ansetzen?
Gelegenheiten zur Kommunikation schaffen
Welche alltäglichen Handlungen gibt es (die zur kommunikationsarmen Routine geworden sind) ?
- Auswählen einer oder weniger Situationen, in denen versucht wird, die nichtsprechende Person zu einer Äußerung oder Interaktion zu motivieren.
Beispiele:
- Unterbrechungen bei alltäglichen Handlungen - die Person soll ein Zeichen geben, wie es weitergehen soll, z.B. mit der Auswahl eines Symbols für die nächste Handlung (z.B. beim Anziehen, Zähneputzen)
- Unterbrechung bei Spielen - das Kind soll ein Zeichen geben, dass es weitergehen soll
- Veränderung von Routinen, Anbieten von Auswahlmöglichkeiten (Kleidung, Schmuck, Essen, Spiele, ...)
- Etwas fehlt oder etwas ist falsch - es werden falsche Utensilien (z.B. Zahnbürste statt Kamm) verwendet, das Kind soll motiviert werden, zu protestieren oder zu fragen.
Was sind die Mittel, mit denen sich eine Person bei diesen Gelegenheiten äußern kann
- Konkrete Gegenstände
- Fotos
- Symbole
- Zeichnungen
- Zeigetafel
- Elektronische Kommunikationshilfe
Erfolgsfaktoren
- Erst ein funktionierendes Team ermöglicht eine erfolgreiche Kommunikation – Sammeln der verschiedenen Kommunikationssituationen im Leben dieses Menschen und des benötigten Wortschatzes!
- Einer im Team muss die Verantwortung übernehmen, die Fäden zusammenbringen, Blockaden aufspüren, eventuell Kommunikationshilfen
- warten und aktualisieren
- Wichtig ist herauszufinden, was die Person motiviert, welche Interessen sie hat! Meistens ist es für eine nichtsprechende Person nicht das wichtigste, sich äußern zu können, wenn sie aufs Klo muss oder Hunger hat. Wichtiger für sie ist vielleicht ein Hallo oder cool!oder verdammt!– vielleicht ist es wichtig für diese Person, endlich mal Ärger oder Unwillen (verbal) zeigen zu können. Orientierung an Gewohnheiten und Sprache von Gleichaltrigen!
Stellen Sie sich vor, Sie können nicht fragen, wie lange etwas noch dauert, wohin die Fahrt geht, warum die nette Person rausgeht und wann sie wiederkommt; sie können nicht sagen, dass Ihnen die grüne Hose am besten gefällt, und sie die orange nicht anziehen möchten, dass Ihnen der Rücken unerträglich juckt und dass Sie jemanden gern haben und sehen möchten, oder dass sie stinksauer sind und in Ruhe gelassen werden wollen!
Irmgard Steininger (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)